Warum so viele Flüchtlinge? – Syrien

Nach den vielen Protesten, die in den Arabische Ländern stattfanden, gingen auch die Syrer friedlich auf die Straße, um neuen Reformen Platz zu geben und der repressiven Politik ein Ende zu bereiten, die seit 1971 das Recht auf Meinungsfreiheit und Dissens ablehnte.

Im Jahr 1971 übernahm die Assad-Familie mit einem Staatsstreich die volle politische, soziale und wirtschaftliche Kontrolle Syriens, wobei es ihr gelang, die Macht über das Land durch Folter und Tötung der Opposition aufrechtzuerhalten.

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Woche für Woche wurden die Demonstrationen immer öffentlicher. Kurz danach gab es die ersten Opfer durch Polizeigewalt.
Die USA und die Europäische Union protestierten gegen die Gewalt der syrischen Regierung, und sagten, dass das syrische Volk das Recht auf Freiheit und Demokratie habe. Daher wurden für Syrien finanzielle Sanktionen angeordnet und der Wille gezeigt, den syrischen Präsidenten zu stürzen.

Um die Aufständischen zu beruhigen, kündigte Präsident Assad Verfassungsreformen an. Der Aufstand konnte dadurch nicht gestoppt werden.

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Nach wenigen Monaten weiteten sich die friedlichen Demonstrationen vom März 2011 zu einem Bürgerkrieg aus.

  • Mit der militärischen und finanziellen Hilfe von Saudi-Arabien, Qatar, Türkei, USA und einigen EU Ländern, schafften es Rebellen, Söldner und Fundamentalisten, einige Stätten für sich zu gewinnen.
  • Die syrische Regierung, mit Hilfe von Iran, Hisbollah und Russland, bombardierte ganze Städte, um die Kontrolle in einigen Territorien wiederzuerlangen.

Durch die Kriegsparteien wurden tausende Menschen getötet, viele davon Kinder. Über die Zahl der Kriegsopfer in Syrien liegen keine genauen Zahlen vor.


4,8 Millionen Flüchtlinge sind in Jordanien, Libanon, Türkei und dem Irak registriert. Circa eine Million ist nach Europa geflüchtet.

Die Kosten des Krieges

  • Der Index der menschlichen Entwicklung ist um 32,6% zurückgegangen und führte zu einem Absturz auf Platz 173 der Rangliste, bei insgesamt 187 Ländern.
  • Die Lebenserwartung ist von 75,9 Jahren im Jahr 2010 auf 55,7 Jahre gesunken.
  • 6% der Bevölkerung wurden während des Konflikts getötet, verletzt oder verstümmelt.
  • Zwischen 2014 und 2015 sind 50,8% der Kinder nicht zur Schule gegangen; mehr als die Hälfte der Kinder hat drei Schuljahre versäumt.
  • 2014 waren 57,7% der syrischen Bevölkerung ohne Arbeit. Dies hat dazu geführt, dass ein steigender Anteil der jungen Syrer, sich einer am Konflikt beteiligten Organisation anschlossen oder einer illegalen Tätigkeit nachgehen.
  •  4 von 6 Syrern fielen der Armut zum Opfer, während 30% der Bevölkerung nicht in der Lage sind, Nahrung und überlebensnotwendige Güter für ihre Familie sicherzustellen
  • Mit dem Krieg begann sich der Schwarzmarkt auszubreiten, ebenso das Fehlen von Recht und Ordnung. Die zunehmende Abhängigkeit von internationaler Unterstützung und die mangelnde wirtschaftliche Sicherheit sind die Hauptgründe für das Entstehen des Schwarzmarktes.
  • Mit der Schwächung des Staates sind internationale Netze und kriminelle Vereinigungen aufgekommen, die in Menschenhandel, Missbrauch, Schmuggel und erpresserische Entführungen verwickelt sind, sowie die Rekrutierung von Kämpfern und den Handel mit Kunstobjekten betreiben.

Das Chaos und das Vakuum, das zwischen den Institutionen und den Personen entstanden ist, haben das Phänomen der Entfremdung verursacht, das dazu führt, dass Personen nicht mehr ihre Prioritäten und Bestrebungen im sozial-ökonomischen und politischen Bereich vertreten können. Infolgedessen sind die Personen entfremdet und von ihren Zielen entfernt, von der Politik und von den Beziehungen, die von diesen Institutionen gebildet wurden. Das syrische Volk ist dazu gezwungen, in einem entsetzlichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bruch zu leben, der sie in jene aufteilt, die in die Gewalt hineingezogen werden.

Syria: « Alienation and Violence” Report Impact of Syria Crisis 2014
The Syrian Centre for Policy Research (SCPR), 10th of March 2015