Warum so viele Flüchtlinge? Afghanistan

https://www.zeit.de/reisen/2013-03/fs-afghanistan-bill-podlich-2

(Clicken Sie den Link) Dieses Bild wurde von William Podlich in Kabul zwischen 1967 und
1968 aufgenommen. William Podlich war ein Professor, der mit seiner Frau und zwei
Töchtern nach Afghanistan zog, um an den “High Teach College” zu unterrichten.
Peg Podlich’s Tochter: „Wenn ich die Fotos meines Vaters ansehe,
erinnere ich mich an ein Afghanistan, reich an Geschichte und Kultur.“
Afghanistan war zu dieser Zeit sowohl Station des legendären Hippie Trails als auch ein durchaus beliebtes Ziel für westliche Touristen.

«Vor einem halben Jahrhundert machten die afghanischen Frauen Karriere im medizinischen Bereich; Frauen und Männer mischten sich zu dieser Zeit problemlos in Kinos und auf Universitätsgeländen in Kabul (…)
Es gab Gesetze, Ordnung und eine Regierung die bereit war sich zu verpflichten, grosse infrastrukturelle Projekte aufzunehmen wie z.B.  Straßen und hydraulische Zentren mit äusserlicher Hilfe zu bauen.
Die Menschen hatten Hoffnungen und glaubten, dass Erziehung allen Afghanen Türen öffnen würde, und sie alle sahen sich in einer glänzenden Zukunft.»

– Once Upon A Time In Afghanistan”, Mohammad Qayoumi, 2015

24. Dezember 1979

Die Sowjetunion besetzte Afghanistan und brach somit die Stabilität und den Frieden, die das Land in den Jahren zuvor geschaffen hatte aufzubauen.
Mit der Besetzung kam rasch der Krieg, der den Tod von 1.5 Millionen Menschen verursachte.
Zwei Drittel der Opfer waren Zivilisten.  5 Millionen Afghanen mussten fliehen.

~

Als die UdSSR kollabierte, gab 1992 Russland auf, den afghanischen Staat nicht mehr militärisch, mit Treibstoff und mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Kurz darauf brach die Armee auseinander und Präsident Najibullah musste in die UN-Paläste flüchten.
4 Jahre später eroberten die Taliban Kabul. Sie nahmen Najibullah und seinen Bruder im Gebäude der Vereinten Nationen fest. Sie wurden verstümmelt, gefoltert und mit einem Jeep durch den Präsidentenpalast geschleppt. Die Leichen wurden in der Nähe des UN-Gebäudes in Kabul ausgesetzt.

~

Unter den verschiedenen Charakteren, die in Afghanistan kämpften, war Ahmad Shah Massoud. Ein gebildeter und weltoffener Mann, dem es gelungen war, im Panjshir Tal die russischen Besatzer zu besiegen.

~

16 Jahre später, im Jahre 1996, war er gezwungen sein Land abermals vor eine Bedrohung zu beschützen: die Taliban. Wieder kam es im Panjshir Tal zu erbitterten Kämpfen.

In diesem Jahr vereinte Massoud verschiedene Fraktionen und ethnische Gruppen von Afghanen um gegen die Taliban zu kämpfen. Die Taliban wurden mit Waffen ausgestattet und sie bekamen finanzielle Hilfe von Pakistan, Saudi-Arabien und den USA.

~

Genau wie gegen die russische Besatzung schaffte es Massoud, das Tal zu befreien: «An einem einzigen Tag haben 1800 Mujaheddin 8000 Taliban in Richtung Kunduz geschlagen und weiter nach Osten gedrängt. Es wurden mehr als 100 getötet und 150 gefangengenommen».
Ettore Mo, Journalist

Massoud zeigte auch große administrative und politische Fähigkeit, indem er Schulen, Straßenbaustellen und Krankenhäuser in den kontrollierten Gebieten des Landes organisierte, eine davon gehörte zu der italienische NGO Emergency.

~

Im März 2001 warb Massoud im Europäischen Parlament um Unterstützung gegen die Taliban.

Er behauptete, daß die Pakistaner die Taliban unterstützen würden und fügte hinzu: «Wir brauchen keine fremden Truppen! Das afghanische Volk ist bereit, das eigene Land zu verteidigen. Aber natürlich bitten wir auch um Unterstützung.».

Niemand hat ihm geholfen.

~

Am 09. September 2001 wurde Ahmad Shah Massoud getötet.

Zwei Tage danach geschah das Twin Towers Attentat, öffentlich durch Bin Laden, der von den Taliban beschützt wurde.  

Nach 28 Tagen begann der Krieg gegen die Taliban und somit gegen den Terrorismus.

Seit 40 Jahre gibt es in Afghanistan Krieg


Durch diese Vorkommnisse wurde Afghanistan für 32 Jahre lang das Land mit den weltweit meisten Flüchtlingen. Inzwischen stellt Afghanistan nach Syrien das zweitgrösste Kontingent an Flüchtlingen in Europa.


«Warum wollt ihr nicht verstehen, dass ich, wenn ich gegen die Taliban kämpfe, auch für euch kämpfe und für die Zukunft von uns allen?»

Ahmad Shah Massoud